Die Glashütte Gerresheim im Wandel der Zeit

Erleben Sie die zusammengefasste Geschichte vom Aufstieg und Wandel der Gerresheimer Glashütte.

Die Glashütte Gerresheim im Wandel der Zeit

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Die Glashütte Gerresheim im Wandel der Zeit

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Die Glashütte Gerresheim im Wandel der Zeit

Erleben Sie die zusammengefasste Geschichte vom Aufstieg und Wandel der Gerresheimer Glashütte.

Es war einmal …

Eine Geschichte vom Aufstieg und Wandel der Gerresheimer Glashütte

Es war einmal ein Bremer Kaufmann, der sich dazu entschied, eine kleine Glashütte auf einem zentral gelegenen Brachland zu errichten. Über die Jahre wuchs das Geschäft, das Viertel blühte auf und schließlich entwickelte sich die ehemals kleine Fabrik zu der größten Flaschenglashütte der Welt. Was sich wie ein Märchen liest, spielte sich vor knapp 150 Jahren in Düsseldorf ab. Wir beginnen von vorne, um die ganze Geschichte der Gerresheimer Glashütte zu erzählen.

Wie alles begann ...

Ferdinand Heye, das Hötter Platt und der Fußball

Wir schreiben das Jahr 1864 als sich der in Bremen geborene Ferdinand Heye dazu entschied, 17 Morgen Land in Düsseldorf Gerresheim in unmittelbarer Nähe des heutigen S-Bahnhofs zu kaufen und dort die „Ferd. Heye, Glas-Fabrik, Gerresheim bei Düsseldorf“ zu errichten. Unter anderem aufgrund der zentralen Anbindung des Grundstücks, wuchs die zu Anfang kleine Glashütte bereits nach einem Jahr auf 88 Arbeiter, die 800.000 mundgeblasene Flaschen im Jahr produzierten. Den östlich der Elbe rekrutierten Glasmachern bot Heye einen sicheren Arbeitsplatz und baute ihnen und ihren Familien auf dem, bis dahin nur landwirtschaftlich genutzten Grundstück zwischen „de Hött“ und der Stadt Häuser. Da die Arbeiter die meiste Zeit ausschließlich miteinander verbrachten, entwickelte sich mit der Zeit das „Hötter Platt“, das eine Mischung aus den niederdeutschen Mundarten der Glasmacher ist.

Die Erfindung des Wannenofens durch Friedrich Siemens im Jahr 1881 veranlasste Heye dazu, den Schichtbetrieb für seine Mitarbeiter einzuführen. Ursprünglich den Bildungsbürgern vorbehaltene Aktivitäten wie Musik- und Sportvereine waren dadurch auch für die Fabrikarbeiter nutzbar. So gründeten diese 1874 einen Gesangsverein und 1890 den „Turnverein der Gerresheimer Glashütte“. Noch heute ist der Gerresheimer Fußballverein, der seine Anfänge 1908 hatte, in der Fußballabteilung des „TUS Gerresheim und Glashütte e.V.“ aktiv.

Die goldenen Jahre der Hött ...

Die Elektrozentrale, die Owens-Maschine und das krönende "G"

Das für eine Vergrößerung der Flaschenfabrik und die Einstellung neuer Fachleute notwendige Finanzkapital erhielt Ferdinand Heye 1888 durch die Gründung der AktiengesellschaftActien-Gesellschaft der Gerresheimer Glashüttenwerke, vorm. Ferd. Heye, Gerresheim bei Düsseldorf“.  Nur ein Jahr später, nach dem Tod Ferdinand Heyes, trat der älteste seiner fünf Söhne, Hermann Heye, in den Vorstand und übernahm zwei Jahre später die Geschäftsleitung. In der inzwischen größten Flaschenglashütte der Welt waren bereits 1902 um die 5.300 Arbeiter beschäftigt, die mit der Glasmacherpfeife über 150 Millionen Glasflaschen im Jahr produzierten. Um die immer weiter steigende Produktion zu unterstützen, wurde 1906 die Elektrozentrale gebaut, die 1923 um das Kesselhaus ergänzt wurde. Heute stehen beide unter Denkmalschutz und werden als Teil der Geschichte der Gerresheimer Glashütte in das neue Glasmacherviertel integriert.

Ein entscheidender Wendepunkt in der Geschichte der Glasflaschenherstellung kam 1903 durch Michael Owens, der die erste vollautomatische Glasmaschine vorstellte. Hermann Heye erkannte das Potential dieser Erfindung und rief 1904 erst den „Verband der Flaschenfabriken in Deutschland“ und schließlich 1907 den „Europäischen Verband der Flaschenfabriken“ ins Leben. Heyes stufenweise Einführung der Owens-Maschine schützte in ganz Europa unzählige Glasmacher vor der sofortigen Massenentlassung. Die folgenden Jahre liefen gut für die Gerresheimer Glashütte. Einen neuen großen Aufschwung erhielt sie durch die Einführung der weltbekannten Einmachgläser im Jahr 1932. Spätestens 1939 mit dem Launch des Logos, dem "G" mit der Krone und dem Markennamen Gerrix wurden die Gläser weltbekannt.

Der stetige Wandel ...

Der Gerrix-Turm, Little Italy und letztendlich der Abriss

Nach dem Tod Hermann Heyes im Jahr 1941 übernahm sein Schwiegersohn Niels von Bülow die Leitung des Glashüttenwerks. Das deutsche Wirtschaftswunder und der immer lauter werdende Wunsch nach konfektionierten Markengetränken, sorgten nach dem 2. Weltkrieg für einen erneuten Aufschwung des Unternehmens. Zu dieser Zeit, genau genommen 1955, entstand das markanteste Wahrzeichen der Glashütte: Der Gerrix-Turm. Er steht inzwischen, wie die Elektrozentrale und das Kesselhaus, unter Denkmalschutz und wird ebenfalls seinen Platz im Konzept des neuen Glasmacherviertels finden.

1959 ging die Glashütte Düsseldorf aus Familienhand in die amerikanische Owens-Illinois über und erfreute sich immer weiter steigender Produktivität. Da man mit der Ausbildung eigener Nachwuchskräfte nicht mehr hinterher kam, war die Glashütte schnell auf Gastarbeiter angewiesen, die sie in Süditalien fand. Heutzutage leben immer noch viele von ihnen sowie ihre Kinder und Enkel in der Nähe der Glashütte und beleben das liebevoll als „Little Italy“ bekannte Viertel. Das Know-how der Gerresheimer Glashütte fand in den 60er Jahren auch seinen Weg zum Weltunternehmen Coca-Cola bzw. zum berühmten Boxer Max Schmeling, der für die „Getränke-Industrie Hamburg Max Schmeling & Co KG“ die Abfüll- und Vertriebsrechte für Coca-Cola besaß und über Jahre die Gerresheimer Flaschen bezog.

Der Einzug der Kunststoffflaschen in der Getränkeindustrie in den 70ern sorgte für einen einschneidenden Wandel in der Gerresheimer Flaschenfabrik. Auch die wechselnden Mehrheitsaktionäre und Besitzer konnten letztlich den Ruhm der vergangenen Jahre nicht wieder aufleben lassen. So wurde im Jahr 2004 die Owens-Illinois erneut Eigentümer der Glashütte Düsseldorf. Diese stellte dann am 31. August 2005, nach 141 Jahren, die Glasproduktion in Gerresheim für immer ein.

Ein gigantisches Projekt ...

Die Geländearbeiten, die Bebauung und der Charme

Knapp dreieinhalb Jahre nach Schließung der Glashütte begannen die Abrissarbeiten durch das niederländische Unternehmen „Ijzer en Metaalhandel van Groningen“. Seit 2014 finden nun Geländearbeiten statt. In den nächsten Jahren soll mit dem Gerresheimer Glasmacherviertel  ein grünes, ökologisch wertvolles und urbanes Quartier entstehen.

Bildnachweise: Abbildungen im Bildslider Stadtarchiv Düsseldorf, Firmengründer Ferdinand Heye ca. 1880 (Foto: Rheinische Industriekultur), TuS Gerresheim (Foto: DKP Rheinland Westfalen), Die Owens-Maschine von 1907 (Bild: Library of Congress), Glasmarke Gerresheim via Wikipedia, aus der Sammlung der HVG.

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